Der brave Soldat Schwejk – Komik im Angesicht des Untergangs
- Details
- Kategorie: Zulu Magazin
- Veröffentlicht: Mittwoch, 30. September 2015

Hašeks Roman, begonnen kurz nach seiner Rückkehr aus russischer Gefangenschaft, schildert Schwejks Odyssee durch den Ersten Weltkrieg. Wir begegnen ihm beim Eintritt in die Armee, als Burschen des feldgeistlichen Katz, den er beim Glücksspiel an Oberleutnant Lukasch verliert, und schließlich auf der Fahrt an die Front, wo er verloren geht und auf irrwitzigen Umwegen zu Fuß zu seinem Regiment zurückkehrt. Jeder dieser Episoden trägt den Stempel grotesker Komik, zugleich aber auch den stillen Schmerz einer Epoche, die ihrem eigenen Ende entgegenstolpert.
Das Werk blieb unvollendet. Hašek starb am 3. Januar 1923, kaum 39 Jahre alt, von Tuberkulose gezeichnet und vom Alkohol zerrüttet. Sein Schwejk jedoch lebt weiter, ewig unterwegs, ewig zwischen den Fronten, ewig ein Schelm, der mit treuherziger Dummheit die Weltordnung auf den Kopf stellt.
Der Autor hinter der Maske
Jaroslav Hašek (1883–1923) war ein literarischer Außenseiter. Bereits mit 17 Jahren veröffentlichte er seine ersten Texte, verfasste bissige Feuilletons und humorvolle Artikel, in denen er mit Sprache, Fakten und Fiktion gleichermaßen spielte. Legendär wurde seine Tätigkeit als Redakteur der Zeitschrift Die Welt der Tiere, wo er kurzerhand Tierarten erfand und sie mit todernster Miene beschrieb – ein Vorgriff auf jene Kunst des absurden Spiels, die später Schwejk prägen sollte.Hašeks Leben war unstet: Er fälschte Hundestammbäume, handelte mit Tieren, geriet in russische Kriegsgefangenschaft und diente schließlich als Politarbeiter in der Roten Armee. Erst nach seiner Rückkehr nach Prag begann er mit der Niederschrift seines Hauptwerks – doch die Zeit lief ihm davon.
Ein Werk der Weltliteratur
Der brave Soldat Schwejk ist weit mehr als ein Satireroman. Es ist das Lachen am Abgrund, ein subversiver Kommentar zur Vergänglichkeit von Reichen und Ideologien. Der Blog derpostmann bringt es auf den Punkt: „Das Buch ist köstlich und voller Humor. Hašek hat kein weiteres vergleichbares Werk hinterlassen, doch beim ‚Schwejk‘ muss ihn die Muse geküsst haben.“Noch heute überrascht das Buch bei jedem erneuten Lesen – voller Einfälle, die zwischen hintergründigem Witz und autobiografischer Erfahrung changieren. Schwejk ist der „Trottel“, der in Wahrheit den Ernst des Krieges entlarvt, indem er ihn in Komik auflöst.
Wer dieses Buch noch nicht gelesen hat, sollte es tun. Es gehört zur Weltliteratur, nicht nur als Denkmal einer untergegangenen Monarchie, sondern als zeitloser Beweis, dass Humor die stärkste Waffe gegen die Absurditäten der Geschichte sein kann.
|