Otto von Corvin

Die Feder ist das Schwert des freien Geistes
Geboren am 12. Oktober 1812 in Gumbinnen (Ostpreußen), entstammte Otto von Corvin einem alten preußisch-polnischen Adelsgeschlecht. Nach dem frühen Tod seines Vaters wuchs er bei seiner Mutter auf und erhielt eine strenge militärische Erziehung. Schon als Jugendlicher besuchte er die Kadettenanstalten in Potsdam und Berlin und trat 1830 in den preußischen Militärdienst ein. Doch die Welt des Gehorsams und der Hierarchie entsprach ihm nicht – 1835 legte er die Uniform ab und wandte sich der Feder zu.
In Leipzig suchte Corvin Anschluss an die liberale Literatenszene und gründete Zeitschriften wie Der Jäger und Die Locomotive, letzteres eine politische Publikation, die bald von der Zensur verboten wurde. 1845 erschien sein berühmtestes Werk, Historische Denkmale des christlichen Fanatismus, später als Der Pfaffenspiegel bekannt – eine bissige, antiklerikale Streitschrift, die ihm Ruhm und Feindschaft zugleich einbrachte.
Während der Revolution von 1848/49 kämpfte Corvin aktiv auf Seiten der Demokraten, diente als Chef des Generalstabs in Rastatt und wurde nach der Niederlage verhaftet. Ein Kriegsgericht verurteilte ihn zum Tode; das Urteil wurde in sechs Jahre Festungshaft umgewandelt. In der Bruchsaler Haft begann er, seine politischen Überzeugungen in Schriften zu fassen, die ihn zum Symbol eines unbeugsamen Freiheitsgeistes machten.
Nach seiner Entlassung lebte er im Exil – erst in England, wo er als Journalist arbeitete und für Charles Dickens’ Zeitschrift Household Words schrieb, später in Amerika, wo er den Bürgerkrieg als Berichterstatter miterlebte. Zurück in Deutschland arbeitete er für die Neue Freie Presse und erfand das technische Verfahren des „Corviniello“, ein System zur Reproduktion von Metallgravuren.
Otto von Corvin starb am 1. März 1886 in Wiesbaden, wo er auch beigesetzt wurde. Sein Werk ist geprägt von scharfer Religionskritik, leidenschaftlicher Freiheitsliebe und einer unerschrockenen Stimme gegen Fanatismus und Unterdrückung. Er gehört zu jenen vergessenen Intellektuellen, deren Lebensweg das 19. Jahrhundert in all seinen Spannungen – zwischen Aufklärung und Rebellion – verkörpert.
Werke:
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