Blinde Liebe von Wilkie Collins
„Blinde Liebe“ (im Original Blind Love, 1890) ist das letzte, unvollendete Werk von Wilkie Collins, das nach seinem Tod von Walter Besant vollendet wurde – und damit ein Vermächtnis, das zwischen Leidenschaft und moralischem Abgrund schwebt.
Im Mittelpunkt steht Lord Harry Norland, ein irischer Adliger, der in politische Verschwörungen verwickelt ist, und Agnes Lockwood, die Frau, deren Liebe ihn trotz aller Schuld nicht loslassen kann. Collins greift hier noch einmal sein großes Thema auf: die gefährliche Nähe von Liebe und Täuschung, von Hingabe und Verderben.
In dieser späten Phase seines Schaffens, in der Collins bereits von Krankheit gezeichnet war, verdichtet sich die moralische Dunkelheit seines Werkes zu einer fast naturalistischen Tragödie. Der Roman ist zugleich psychologisches Drama und politischer Kommentar – ein Spiegelbild der viktorianischen Gesellschaft, die zwischen religiöser Moral und moderner Skepsis schwankt. Walter Besant fügt dem Fragment Respekt und Klarheit hinzu, ohne Collins’ melancholische Handschrift zu verraten. So bleibt „Blinde Liebe“ ein eindringliches Zeugnis für die Macht der Emotion über die Vernunft – und für die Blindheit, die in der Liebe selbst wohnt.
Überarbeitete Version Oktober 2020 mit Illustrationen (Erstversion Jänner 2020)
Übersetzer: Deutsche Verlags-Anstalt, 1866
Editor: Hans-Jürgen Horn, wilkiecollins.de |